Ein Wochenende mit vielen Häfen

28.04.2017 - Stade

Es ist kalt und regnerisch. Unsere Kinder fragen zurecht: "Wollen wir bei dem Wetter wirklich segeln?" Wir hoffen, dass die vorhergesagte Wetterbesserung auch wirklich eintrifft.

Während der Fahrt durch die Krückau und auf der Elbe bekommen wir kalte Regenschauer ab. Der Mann an der Pinne steht in Vollmontur mit Südwester, Handschuhen und Gummistiefeln ausgerüstet - und trotzdem kriecht die Kälte durch. Unter Deck läuft die Gasheizung. Die Kinder haben ihren Spaß.

Wir müssen die gesamte Strecke durch die Krückau, über Elbe und durch die Schwinge bis nach Stade motoren. Anders lässt es die Tide nicht zu, denn wir können frühestens  1,5 Stunden vor Hochwasser im SVE los und müssen rechtzeitig die Schwinge bei mittlerweile ablaufendem Wasser durchfahren, um Stade zu erreichen.

Der Hafen ist für die Jahreszeit und das nass-kalte Wetter recht voll. Wir legen uns ins Päckchen. Wir sind recht spät von zu Hause losgekommen und so ist es eigentlich schon Schlafenszeit für unseren Jüngsten. Aber wir haben alle Hunger und auf Kochen hat keiner mehr Lust. So brechen wir noch in die Altstadt auf und genießen sehr leckere, thailändische Kost.

 

29.04.2017 - von Stade zum Ruthenstrom nach Glückstadt und Borsfleth

Morgens scheint die Sonne. Wir holen Brötchen (die Kinder schlafen noch) und starten den Motor, um abzulegen. Während wir die Schwinge hinunter fahren wachen die nacheinander auf. Direkt nachdem wir die Elbe erreichen, setzen wir Segel. Gute 4 Beaufort bescheren uns bei zuächst halbem Wind 6,5 Knoten durch das Wasser und 9,5 Knoten über Grund bei ablaufendem Wasser und Kurs auf den Ruthenstrom. Wir sind gespannt, ob wir dort noch reinkommen. Es ist herrliches Segeln - aber kalt!

Es ist schon viel Wasser abgelaufen, so dass wir im Ruthenstrom teilweise nur 50 cm unterm Kiel haben. Wir schaffen es aber bis zu den Stegen, wo wir schließlich festmachen und ausgiebig frühstücken - herrlich! Es wurde allerdings auch Zeit, denn die Crew wurde hungrig und langsam ungehalten!

Später nähert sich noch ein weiteres Segelboot. Die beiden Wassersportfreunde haben allerdings nicht so viel Glück wie wir und fahren sich unweit des Steges fest. Die darauf folgenden, lautstarken Wortwechsel gepaart mit für uns unverständlichen Manövern wirken irgendwie grotesk  - Hilfe von Land wurde strikt abgelehnt. Dies war die passende Situaution, um den Kindern das Wort "Hafenkino" zu erklären.

Am späten Mittag fließt wieder Wasser in den Ruthenstrom und wir können bald ablegen. Ziel: Glückstadt. Dort ist die Bahnanbindung nach Elmshorn am besten. Unsere beiden Mädchen haben noch Termine.

 

Der Hafen von Glückstadt präsentiert sich proppevoll. Wir legen am äußersten Steg an. Die Herausforderung hierbei ist der genau seitlich einfallende Wind, der die Hanna gegen den Steg drückt. Außerdem sind vorne und hinten große Pfeiler (Durchmesser geschätzt 80 cm) die in so einem Abstand stehen, dass unser Delphin nach vorn und hinten maximal noch einen Meter Platz hat. Das Anlegen klappt gut, wir fahren in einem sehr spitzen Winkel vor die Lücke, drehen den Bug noch ein wenig in den Wind und lassen uns dann gegen den Steg treiben. Die Hanna kommt fast parallel am Steg zu liegen. So weit, so gut. Das war der einfache Teil; aber wie sollen wir beim Ablegen gegen den Wind und den wenigen Platz zwischen den beiden Pfeilern vorne und hinten hier wieder raus kommen?

Wir belasten uns erst einmal nicht mit solchen Fragen, sondern schicken zunächst die beiden Mädchen zur Bahn und machen wieder klar Schiff. Denn wir wollen weiter nach Borsfleth.

Es kommen immer mehr Sportboote in den sowieso schon vollen Hafen. Wir sehen zu, dass wir loskommen, bevor wir noch zugeparkt werden. Wie war das noch mit dem "Ausdampfen"? Wir überlegen uns: Wir brauchen ein Moment, das den Bug gegen den Wind und vom Steg weg bewegt. Also binden wir eine Leine am Heck der Hanna an der dem Steg abgewandten Seite (hier Backbord)  zum Steg. Durch Einlegen des Vorwärtsganges ergibt sich ein Moment mit der Kraft der Schiffsschraube und dem Hebelarm der halben Schiffsbreite am Heck - das ist nicht viel, aber es reicht gerade, um den Bug der Hanna so weit vom Steg wegzubekommen, dass der Vordermann am vorderen Pfeiler nachdrücken kann. Auf wunderbare Weise bekommen wir so ein tadelloses Ablegemanöver hin.

Wir motoren mit der verbleibenden Crew nach Borsfleth. Der Hafen ist noch ziemlich leer. Nicole bereitet ein phantastisches Abendessen mit grünem Spargel und Gemüse zu. Mit Piet gehen wir dann anschließend zum Spielplatz. Die Abendsonne scheint zwischen den aufgelockerten Wolken hindurch, so dass der von der Umgebung idyllisch eingebettete Hafen von Borsfleth in rötlich leuchtende Farben des Abends gehüllt wird (siehe Titelbild). Ein Traum!

30.04.2017 - Ankern und dann in die W.Y.K.

Es scheint die Sonne, aber es ist saukalt!. Der Steg in Borsfleth ist überfroren. Nach dem Frühstück legen wir ab und laufen aus dem Störsperrwerk in die Elbe. Wir hoffen noch rechtzeitig bei ablaufendem Wasser Schwarztonnensand zu erreichen. Doch leider sind wir offensichtlich zu spät aufgestanden; wir können nicht mehr die bei dem zunehmenden östlichen Wind geschützt liegende tiefe Stelle bei Schwarztonnensand anfahren. Wir drehen ab und steuern die Krückaumündung an, wo wir uns wenig entfernt vor Anker legen. Der Wind erreicht mittlerweile in Böen 15 m/s. Vereinsfreunde melden sich und kündigen an, auch den Hafen der W.Y.K. anzulaufen. Wir freuen uns.

Am späten Nachmittag laufen wir den Hafen der W.Y.K. an. Unserer Vereinsfreunde nähern sich dem Sperrwerk unter Vollzeug und bei dem Wind mit atemberaumbender Krängung - Respekt! Wir legen uns vor der Einfahrt zur W.Y.K. erst einmal an den Warteschlengel und warten bis das Tor aufgeht. Nach einer knappen Stunde können wir einlaufen und fest machen. Kein einfaches Unterfangen, bei dem Wind, der seitlich zu den Boxen weht. Wir kommen ohne nennenswerte Prübleme in die Box und binden fest.

01.05.2017 - Elmshorn (SVE)

Wir gehen den Morgen ruhig an. Nach dem Frühstück schreiben wir Logbuch und reinigen das Schiff. Später legen wir ab und hoffen, dass wir bei dem niedrigen Wasserstand in der heute zum 1. Mai aufgestauten Krückau bis auf unseren Platz im SVE kommen. Wir schaffen es aber nur bis in die Einfahrt zu unserem Heimathafen und stecken im Schlick fest. Mit voller Kraft voraus und mit Hilfe einer langen Leine ziehen uns Vereinskameraden auf unseren Platz.

Ein wirklich schönes aber kaltes Wochenende geht zu Ende.

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